„Solche Angriffe gehen gegen die Demokratie“
Ricarda Lang, die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, besuchte am Donnerstag das Tuttlinger Klinikum.
Dort stellte sie klar, dass die Gesundheitsversorgung für die Grünen von höchster Priorität ist. Sie habe sich immer gegen die Fallpauschalen eingesetzt, gerade im ländlichen Raum müsse man mehr Angebote vorhalten. Thema im Gespräch mit den Tuttlinger Grünen waren natürlich auch die Angriffe auf Wahlkämpfer der letzten Wochen.
Ricarda Lang betonte, hier müssten alle demokratischen Parteien zusammenhalten. „Solche Angriffe gehen nicht nur gegen eine Partei, sondern gegen unsere Demokratie. Sie schaden uns allen.“ Die Grünen hielten die Hand ausgestreckt, zeigten klare Kante gegen rechts, aber ohne sich zu verhärten. Wichtig sei es, mit allen im Gespräch zu bleiben. „Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass wir in einem friedlichen Europa leben“, so Ricarda Lang.
Doch statt wie die CDU die Lage im Land schlecht zu reden, „machen wir, was zählt.“ Sie stellte klar: “Die Unterstützung der Ukraine hat ein klares Ziel: Frieden. Gerade deshalb stehen wir unverrückbar an ihrer Seite.” In Europa gelte es zudem jetzt, den Green Deal zu retten, den die Rechtsextremen abwickeln wollen. „Da stehen wir in Europa bei dieser Wahl am Scheideweg.“ Ricarda Lang machte den Wahlkämpfern Mut, die Grünen hätten viel erreicht. „Wir stehen im Zentrum der Debatte. Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir erfolgreich sind, die Umfragewerte stabil bleiben. Das macht den anderen Sorgen.“ Die Grünen stehen für ein klares Bekenntnis zu Freiheit, Sicherheit und gegen Diktatoren, und so seien sie eben auch Zielscheibe gerade russischer Propaganda geworden.
Klinik-Geschäftsführer Sebastian Freytag und Pflegedirektorin Olga Gibert stellten das Haus vor, das in Teilen 130 Jahre alt ist. Und dennoch mit Neubauten auf der grünen Wiese mithalten kann – denen allerdings werde es leichter gemacht, Zuschüsse zu bekommen. Das nahm Ricarda Lang gerne mit nach Berlin ebenso wie die Erfolge der DonauDocs, durch deren Engagement der Durchschnitt der Tuttlinger Ärzte um gut 20 Jahre gesunken ist.
Das Tuttlinger Klinikum ist auch kultureller Treffpunkt mit vielen Veranstaltungen und einer Mensa, in die viele kommen. Dazu Arbeitsplatz für Menschen aus der ganzen Welt, weswegen man inzwischen einen Integrationsmanager hat und eigene Sprachkurse anbietet. Hier würde man gerne, so der Geschäftsführer, den Mitarbeitern die Prüfungen selbst abnehmen. Erst kürzlich habe ein Mitarbeiter diese nicht bestanden, aber nicht wegen mangelnder Deutschkenntnisse, sondern weil er den Prüfer, einen älteren Arzt vom Heuberg, nicht verstanden habe. Auch das nahm Ricarda Lang gerne mit und betonte, dass gerade eine gute Gesundheitsversorgung enorm wichtig für die Demokratie sei. „Das Vertrauen in die Demokratie hängt sehr davon ab, wie gut die Menschen vor Ort versorgt sind.“ Zudem stellte sie klar, dass Gesundheitsversorgung eine staatliche Aufgabe ist. Ziel sei es auch, wie in skandinavischen Ländern, niedergelassene Ärzte und die Kliniken besser zu vernetzen.