Prof. ArminGrau bei den Tuttlinger Grünen
Die Tuttlinger Grünen hatten jetzt den Gesundheitspolitiker Prof. Armin Grau zu Gast. Der Bundestagsabgeordnete stellte Konzepte für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum vor.
Gesundheit ist den meisten wichtig. Gesundheitspolitik ist aber oft ein schwer verdauliches und komplexes Thema. Prof. Armin Grau ist seit dieser Legislaturperiode Mitglied des Bundestages und dort im Gesundheitsausschuss an der Gesetzgebung zur laufenden Gesundheitsstrukturreform beteiligt.
Vorher war er Jahrzehnte lang Chefarzt der neurologischen Klinik in Ludwigshafen am Rhein und mehrere Jahre ärztlicher Direktor der Klinik. Er kennt das Gesundheitswesen also auch als Praktiker. Im evangelischen Gemeindezentrum referierte Grau über die Grundstrukturen des deutschen Gesundheitswesens und über die aktuellen Probleme. Die Corona-Krise habe deutlich gemacht, dass die bisherige Finanzierung der Krankenhäuser durch Fallpauschalen nicht mehr sinnvoll ist. In Krisenzeiten werden Kosten nicht gedeckt und hohe Fallpauschalen für bestimmte Krankheitsbilder und Eingriffe setzen teilweise auch Fehlanreize, betonte Prog. Grau. Darum sollen die Fallpauschalen in Zukunft geringer ausfallen und stattdessen eine Grundvergütung für das Vorhalten des Personals und der medizinischen Infrastruktur eingeführt werden.
Der demographische Wandel schlägt vor allem in ländlichen Regionen wie dem Landkreis Tuttlingen voll durch: steigender Bedarf an ärztlicher und pflegerischer Betreuung bei gleichzeitig zunehmendem Fachkräftemangel. Armin Grau stellte
mehrere mögliche Auswege vor, beispielsweise die Erleichterung für kommunale Träger, medizinische Versorungszentren (MVZ) an solchen Orten einzurichten, wo sich niemand findet, der das unternehmerische Risiko einer eigenen Praxis eingehen möchte. Eine weitere Option ist das Konzept der Gesundheitskiosks, die nicht ärztlich, sondern durch geschultes pflegerisches Personal geleitet werden. Diese Einrichtungen können eine Grundversorgung bieten und eine Lotsenfunktion übernehmen für Menschen, die doch ärztlich gesehen und behandelt werden müssen. Das interessierte und teilweise sehr gut informierte Publikum diskutierte im Anschluss noch länger mit Prof. Armin Grau und den anwesenden Vertreterinnen des grünen Kreisverbandes über einzelne Aspekte des Gesundheitswesens.