Jens Metzger: „Junge Menschen vor Überschuldung schützen“
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration fördert zehn Pilotprojekte mit insgesamt 760.000 Euro, die junge Menschen im Jugendalter bis zum Alter von 30 Jahren mit zielgerichteten Informationen vor Überschuldung schützen sollen. Die Projekte bieten ihnen außerdem rasche Hilfe, falls bereits eine Überschuldung besteht.
Jens Metzger, Landtagskandidat der Grünen in Tuttlingen, freut sich, dass auch ein Projekt in Tuttlingen gefördert wird: „Startklar fürs Leben – Schuldenprävention für junge Menschen“ heißt es und wird von der Kreisdiakoniestelle Tuttlingen des evangelischen Kirchenbezirks Rottweil für Schulen, Jugendhäuser, Volkshochschulen, Betriebe und andere soziale Einrichtungen angeboten. Dafür gibt es vom Land 30.883 Euro. Und das wird dringend gebraucht: „Im Landkreis sind ein Fünftel der jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren überschuldet“, sagt Jens Metzger. „Auf einen Termin bei der Schuldnerberatung muss man etwa drei bis vier Monate warten – hier gibt es wirklich großen Handlungsbedarf.“
Junge Menschen müssen durch Prävention vor Überschuldung geschützt werden, betont auch Sozialminister Manne Lucha. „Dazu kommt die nötige Unterstützung, wenn die Überschuldung bereits eingetreten ist. Gerade der Internethandel und veränderte Zahlungsbedingungen wie ‚Buy now, pay later‘ stellen junge Menschen vor besondere Herausforderungen. Hier gilt es, mit gezielter Präventionsarbeit frühzeitig Informationen und Hilfe anzubieten.“
Mit einer Überschuldungsquote von 6,7 Prozent bezogen auf Baden-Württemberg liegt der Wert bei jungen Menschen unter 30 Jahren zwar niedriger als bei anderen Altersgruppen. „Besorgniserregend ist jedoch, dass nach den Ergebnissen der Creditreform bei jungen Menschen - neben den über 70-Jährigen - der stärkste Anstieg der Überschuldungsquote festzustellen ist. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach Ratenkrediten und den „Buy now, pay later“-Angeboten zu, die vor allem auf jüngere, internetaffine und besonders konsumoffene Zielgruppen zielen.“, betont Jens Metzger.
Personen unter 30 Jahren hatten mit 14.064 Euro durchschnittlich zwar eine niedrigere Schuldensumme als Personen in älteren Altersgruppen. Ihre Überschuldungssituation gestaltet sich jedoch anders – es gibt mehr Gläubiger, besonders häufig Telekommunikationsunternehmen, Gewerbetreibende und Versandhäuser. „Junge Menschen sind häufig unzureichend auf verantwortungsvolle Konsumentscheidungen vorbereitet. Geringeren finanziellen Mitteln steht ein wachsender Konsumdruck gegenüber und hier erscheinen Kredite, Ratenkäufe oder Zahlungsaufschübe – zumal online – als vermeintlich unkomplizierte Möglichkeiten zur materiellen Teilhabe“, ergänzt Minister Lucha.
Die geförderten Projekte setzen verschiedene Vorschläge aus dem GesellschaftsReport um, etwa Schuldenprävention an Aufenthaltsorten von Jugendlichen wie Schulen oder Jugendhäuser. Ebenso sollen diese niedrigschwellig, in einfacher Sprache oder mehrsprachig gestaltet und zielgruppenspezifisch etwa über Apps oder die sozialen Medien kommuniziert werden. Weitere Elemente sind die Elternarbeit sowie die Schulung von Fachkräften. Erprobt werden sollen außerdem innovative Elemente wie beispielsweise der Einsatz von Gleichaltrigen mit eigener Schuldenerfahrung.
Die Projekte von Schuldnerberatungsstellen oder anderen Institutionen können ab November 2025 bis Ende Februar 2029 neue Wege in der Schuldenprävention gehen.